Die Stecklikriege

1802

Am 23. Juli 1802 befahl Napoleon den Abzug seiner Truppen aus der Schweiz. Es war taktisch klug, denn er rechnete nach der Destabilisierung des Landes mit einem Bürgerkrieg. Dieser entwickelte sich denn auch prompt. Auch die dem Neuen wohl gesinnten Bürger spalteten sich in verschiedene Parteien auf, in die Unitarier und die Föderalisten, und so wurde die Neuerungskraft gegenüber den am Alten festhaltenden Aristokraten geschwächt. Auch im Oberaargau zerfiel die neue Ordnung rasch. Distriktsstatthalter Buchmüller vermochte die verschiedenen Parteien nicht zu vereinen. Als im September 1802 die Verwaltung der Helvetik zusammenbrach, versuchte man in Bern mit einer «vätterlichen Regierung» den Kanton neu zu ordnen. Im Oberaargau wurde die provisorische Vereinigung der Distrikte Langenthal und Wangen verfügt. Zum Verwalter im Oberaargau wurde Emmanuel Hartmann, der Schlossherr von Thunstetten, eingesetzt. Buchmüller und Geiser, die früheren Distriktsstatthalter, aber wurden zusammen mit den Agenten Wasmer von Niederbipp und Geiser von Langenthal abgesetzt und in der Festung Aarburg verwahrt.

Johannes Glur berichtet in seiner Chronik von 1835, dass Männer aus dem Aargau, bewaffnet mit Stöcken, Rechen und Gabeln, gegen die Einheitsregierung in Bern ziehen wollten. Es handelte sich um die sogenannten Stecklikrieger. Die helvetischen Soldaten liessen den Zug gewähren. Auch als am Morgen des 12. September etwa 40 Bauern in Langenthal eindrangen und in Privathäusern Gewehre und Munition raubten, schritten sie nicht ein und liessen es sogar gewähren, dass sie in der Marktgasse den Freiheitsbaum fällten. Diese Bauern vereinigten sich bald mit den 600 Stecklikriegern, die von Roggwil her aus dem Aargau, Richtung Bern zogen.

Glur beschreibt sie:
«Die Zuzügler aus dem Aargau waren lose Banden, ohne Zucht und Ordnung, ohne kriegerischen Muth, nur auf rauben und stehlen bedacht, durch ihre Drohungen und Rohheiten ein allgemeiner Schreck en des Landes.»


Weiterführende Literatur

  • Max Jufer: Der Oberaargau in der Helvetik, 1798-1803, in Jahrbuch des Oberaargau, 1970, S.99-125
  • Simon Kuert: Roggwil im Wandel der Zeit, Chronik, 2006, S.383 ff.

Dieser Text wurde von Langenthals ehemaligem Stadtchronisten Simon Kuert verfasst. 


Bild:
Aquarell von Franz Niklaus König, 1765-1832

Bild: Stecklikrieg