Eymann Lydia, Kunstkritikerin
Lydia Eymann wurde am 14. Juni 1901 in Langenthal geboren. Sie war die dritte Tochter von Robert und Anna Eymann, geborene Sommer. Ihnen gehörte der bekannte Gasthof Bären in Langenthal, den sie zwischen 1890-1921 sehr erfolgreich führten. Roberts Eltern Friedrich und Katharina, geborene Beer, hatten den Bären 1872 erworben. Die zwei Generationen Eymann bauten den Bären zu einem prächtigen Jugendstilbau um. Zu den Gästen zählte auch Ferdinand Hodler. Lydias Vater war ein sehr kultivierter Mann. Er hatte ein Jagdrevier südlich von Strassburg. Die als Bärenwirtin tüchtig waltende, liebenswürdige Mutter Anna (1869-1960) stammte aus dem Häusernmoos aus der grossen Familie Sommer. Ihre Vorfahren waren tatkräftige, kluge Männer und Frauen. Die Mutter war eines der 12 Kinder von Johann Rudolf Sommer und der Anna Margaretha, geborene Jegerlehner. Ihr welt- und geschäftsgewandter Vater Johann Rudolf Sommer (1832-1912) (vgl. seine Biographie auf dieser Website) gründete in Langenthal eine florierende Käsehandlung. Die 3 Töchter Eymann wurden in der grosszügigen, weltoffenen Atmosphäre des Hotel Bären gross. Lydia sagte später, ihr Vater hätte als drittes Kind gerne einen Jungen als möglichen Nachfolger des Gasthofes gehabt. Lydia begleitete ihren Vater oft zur Jagd und zum Fischen an die Langete. So wurde ihre Naturverbundenheit schon in der Jugend geweckt. Die um 9 resp. 7 Jahre älteren Schwestern Clara und Hedi durften schon 1912 in London die „Politechnical school of Art“ besuchen. Clara vermählte sich 1915 mit dem aus einem Solothurner Patriziergeschlecht stammenden Constanz Vogelsang, Gründer und Direktor der APG (allg. Plakatgesellschaft) Zürich. Das Ehepaar stand mit vielen namhaften Künstlern wie Cuno Amiet, Ferdinand Hodler, Augusto Giacometti in freundschaftlichem Kontakt. Clara war eine bekannte Malerin und Mitglied verschiedener Kunstsektionen. Sie hatte als einzige der 3 Töchter Kinder. Die Primar- und Sekundarschule besuchte Lydia in Langenthal und wurde auch hier konfirmiert. Mit 20 Jahren begleitete Lydia 1921 als einzige Tochter ihre nun pensionierten Eltern an den Genfersee, nach Clarens. Mit 27 Jahren verlor Lydia ihren verehrten, geliebten Vater, mit 28 Jahren die ihr sehr nahe stehende Schwester Hedi. Nach dem Tode von Vater Robert Eymann kehrten Mutter und Tochter ca. 1932 nach Langenthal zurück. Hier wohnten noch 2 Onkel und 7 Schwestern von Mutter Anna. Diese liess an der Aarwangenstrasse 55 ein schönes, grosszügiges Haus bauen (Architekt Honegger). Lydia bewohnte es zusammen mit ihrer Mutter bis zu deren Tod 1960.
Lydia Eymann war eine besondere Frau: Während der Aktivdienstzeit leistete sie 1300 Diensttage als Rotkreuzfahrerin. Sie wurde in den höchsten FHD-Offiziersrang befördert. Dann war sie Künstlerin. Lydia stand allerdings etwas im Schatten ihrer bekannten Schweister Clara Vogelsang-Eymann. Sie wurde vor allem als Karikaturistin bekannt. Ihre bissigen und gesellschaftskritischen Karikaturen befinden sich heute im Besitz der LE-Stiftung. Lydia Eymann war eine Weltbürgerin, weit gereist, gebildet, zugleich aber liebte sie die Heimat, die Natur, die Langete, wo sie Fischenzen besass und selber fischte. An der Aarwangenstrasse 55 baute sie eine grosse Bibliothek auf und engagierte sich in der Öffentlichkeit mit unkonventionellen Aktionen und kritischen Meinungen. Ihr besonderes - für eine Frau von damals ungewöhnliches Auftreten und Handeln - stiess in der Langenthaler Öffentlichkeit auf Bewunderung und Kritik zugleich. Lydia wohnte bis zu ihrem Tod 1972 alleine im grossen Haus, mitten im herrlichen Garten. Testamentarisch hat Lydia Eymann die Errichtung der "Stiftung Lydia Eymann" verfügt. Ihre Liegenschaft wird nun Kulturschaffenden zur Verfügung gestellt. Siehe auch www.le-stiftung.ch.
Weiterführende Literatur
LE-Ein Porträt, Herausgeber, Lydia Eymann Stiftung, 1997
Mitteilungen von Frau Dr. A. Stuby, Grossnichte von LE, Pirmasens
Dieser Text wurde vom ehemaligen Langenthaler Stadtchronisten Simon Kuert zusammengestellt.
Bild:
Lydia Eymann