Frauchiger Ernst, Mediziner, Psychiater, Schriftsteller
Ernst Frauchiger wurde am 21. April 1903 im Wuhrquartier in Langenthal geboren. In einfachen Verhältnissen wuchs er auf. Als vorzüglicher Schüler der Sekundarschule Langenthal wurde er von J.R.Meyer gefördert. Dieser ermöglichte ihm die Vorbereitung auf das Gymnasium in Burgdorf, wo er glanzvoll die Maturität bestand. Frauchiger, der schon als Knabe Mediziner werden wollte, studierte an den Universitäten von Genf, Rom und Wien Medizin. An der Universität Zürich legte er das Staatsexamen ab.
Seine erste Stelle als Arzt fand der am Bezirksspital Langenthal, später in Zürich, wo er bei Prof. Veraguth seine ärztlichen Sporen abverdiente.
1933 habilitierte sich Frauchiger an der Uni Zürich im Fach „Vergleichende Neurologie“.
In der Lenk heiratete Ernst Frauchiger seine Frau Charlotte Reyher. „Die Ehe wurde zu einer tiefen Lebensgemeinschaft von zwei Menschen in wissenschaftlicher, praktisch-ärztlicher und künstlerisch – schöpferischer Tätigkeit“ (Pfr. Ernst Luder im Nachruf).
In Langenthal war Frauchiger Mitglied der literarisch-dramatischen Gesellschaft und konnte für Veranstaltungen im Theater mitberaten und durch die Freundschaft mit der Familie Aeschbacher in Langenthal Aeschbacher-Konzerte arrangieren.
In seinem Geburtsort arbeitete Frauchiger bis 1948 als Allgemeinmediziner. 1948 gründete er in Bern eine neurologische Praxis. An der Uni Bern war er bereits Extraordinarius. Ernst Frauchiger schuf sich mit seinen wissenschaftlichen Publikationen einen Namen im Bereich der Vergleichenden Forschungen analoger Organe bei Mensch und Tier. Er gehörte bald zu den führenden Neurologen in Europa und war auch Präsident der „Fédération Mondiale de Neurologie“ sowie Ehrenpräsident der Schweizerischen neurologischen Gesellschaft.
Bereits in jungen Jahren beschäftigte sich Frauchiger auch mit Philosophie. Er empfand zeitlebens den Zwiespalt zwischen dem geistigen und seelischen Erfassen der umgebenden Wirklichkeit und er fand in Ludwig Klages Philosophie und Weltanschauung eine geistige und seelische Nähe. Er war auch Herausgeber des philosophischen Gesamtwerkes von Klages und begründete die Ludwig Klages Gesellschaft. Frauchiger starb am 15. April 1975 in Walenstadt.
Literatur:
Charlotte Frauchiger-Reyher: Professor Ernst Frauchiger, 1903-1975, in Jahrbuch des Oberaargau, Bd. 19, 1976
Dieser Text wurde vom ehemaligen Langenthaler Stadtchronisten Simon Kuert zusammengestellt.
Bild:
Ernst Frauchiger
1903-1975