Sommer Johann Rudolf, Käsehändler
1832 wurde Johann Rudolf Sommer im Häusernmoos im Emmental geboren. Sein Vater war Johann Ulrich Sommer (1804-1867) und die Mutter Elisabeth Sommer-Sommer (1808-1885), genannt das „Chrärmer Eiseli“. Der Vater war Inhaber der im Aufbau begriffenen Käsehandelsfirma Sommer und diente im Sonderbundskrieg als Hauptmann. Der Grossvater Johann Ulrich (1771-1829) hatte die Firma gegründet.
Johann Rudolf wuchs in der lebendigen Regenerationszeit auf. Der Familientradition entsprechend, war man den radikalen Freigeistern nicht besonders zugeneigt, auch wenn die Geschäftsfamilie die Errungenschaften der Helvetik, vor allem im Bereich der Handelsfreiheit, begrüsste.
Der 12-jährige Johann Rudolf kam 1844 nach Herzogenbuchsee in die Familie Moser (Oberst Moser, Vater der Amélie Moser*). Er besuchte die neu gegründete Sekundarschule. Nach dem Schulaustritt absolvierte er eine kaufmännische Lehre in einem Handelshaus in Yverdon, wo er auch den lokalen Turnverein mitgründen half.
Später bildete er sich in Triest und London weiter. Er behielt aber stets die Verbindung mit dem Emmental, vor allem war es die Liebe zur Müllerstochter Margaritha Jegerlehner von Waltrigen, die er 1865 heiratete. Es war die Zeit, als das Bahnprojekt Bern-Luzern von Langnau über Sumiswald und Huttwil scheiterte. Hans Rudolf entschloss sich, das elterliche Geschäft, das er inzwischen übernommen hatte, nach Langenthal zu verlegen. Er verkaufte seinen Besitz in Häusernmoos/Waltrigen und zog nach Langenthal. Hier war die Verkehrslage durch die Eröffnung der Bahnlinie Bern-Zürich für den Exporthandel günstig. Die Käsehandelsfirma Sommer blühte auf. 1871 wurde Hansrudolf als Burger von Langenthal aufgenommen und er diente in der Folge auch der Öffentlichkeit. Er war im Militär Oberstleutnant und wirkte sowohl im Burger- wie im Gemeinderat mit.
Als Käsehändler setzte er sich vehement für eine gesteigerte Käsequalität ein. Er wurde Präsident des Schweizerischen Käsehändlervereins und half 1896 den Verband der Schweizerischen Käseexporteure gründen. Im gleichen Jahr erfolgte der Zusammenschluss der Schweizerischen Milchproduzenten im Zentralverband. Dieser Verband rief später die Exportgesellschaft für Emmentaler-Käse Zollikofen ins Leben.
Johann Rudolf übergab das Geschäft 1910 seinen beiden Söhnen, denen der männliche Nachwuchs leider versagt blieb. Er starb zwei Jahre später, 1912. Seine Tochter, Anna Sommer, wurde später Bärenwirtin und Mutter von Lydia Eymann. 1962 ging das Geschäft in andere Hände über.
Weiterführende Literatur:
Chistian Schüpbach: Das Käsehandelshaus Sommer in Langenthal, Jahrbuch des Oberaargau 1964,S.128 ff.
* Amélie Moser-Moser (geboren am 20. Juni 1839 in Herzogenbuchsee; gestorben am 25. März 1925 ebenda; reformiert, heimatberechtigt in Herzogenbuchsee) war eine Schweizer Sozialpolitikerin sowie Vorkämpferin für Volksgesundheit und Volksbildung.
Dieser Text wurde vom ehemaligen Langenthaler Stadtchronisten Simon Kuert zusammengestellt.
Bild:
Johann Rudolf Sommer