Langenthal Zentrum der Freischarenzüge

1844 - 1847

Die Freischarenzüge sind zwei antiklerikale Umsturzversuche gegen die Regierung des Kantons Luzern am 8.12.1844 und am 31.3.1845. Anlaß ist die Berufung der Jesuiten an die höheren Schulen Luzerns. In Langenthal verbreitet der Vaterländische Pilger schon seit 1843 antijesuitische Propaganda und als 1844 in Luzern selber liberale Kräfte einen Umsturzversuch gegen die eigene konservative Regierung versuchen, erhalten diese Unterstützung von Freischärlern aus dem Oberaargau. Der erste Freischarenzug gegen Luzern verläuft unkoordiniert und wird von Luzerner Regierungstruppen bei Emmenbrücke aufgerieben. Der zweite Zug koordiniert der Hauptmann im eidgenössischen Generalstab, der spätere Bundesrat Ulrich Ochsenbein. Die sich im Oberaargau sammelnden 3500 Freischälern ziehen am 31.3.1845 von Huttwil und Zofingen aus gegen Luzern. Sie belagern die Stadt und haben die Möglichkeit, sie einzunehmen. Doch Ochsenbein zögert. Er hat moralische Bedenken wegen einem zu grossen Blutvergiessen. Zudem verunsichern Schüsse in der Stadt die Belagerer. Viele flüchten und werden bei Malters von Regierungstruppen in einen Hinterhalt gelockt, wo sie bekämpft werden. Gegen 2000 Freischärler geraten in Gefangenschaft. Auch Langenthaler. Das bringt die Bevölkerung auf und namentlich an den Monatsmärkten werden Luzerner Geschäftsleute misshandelt. Regierungstatthalter Egger muss sich beim Langenthaler Gemeinderat beschweren.

„Seit dem bekannten Freischarenzuge sind die Luzerner, wenn sie Geschäfte halber unseren Canton betreten, durch hiesige Angehörige oft auf rohe Weise mißhandelt worden, so dass selbst polizeilich eingeschritten werden mußte“ – so beklagt sich Egger bei den Langenthaler Behörden. Regelmässig komme es an den Wochenmärkten zu Schlägereien. Unakzeptabel, dass nicht  „ein einziges Mitglied des Gemeinderathes“ versuche, die Exzesse des Volkes zu verhindern. „Die Misshandlung der Luzerner“ sei an sich verständlich, doch „in einem geordneten Staate soll der einzelne weder Rache üben, noch sich selbst Rache verschaffen wollen“ – fährt Egger weiter.


Weiterführende Literatur

  • Rudolf Rickli-Suter: Erinnerungen an die Freischarenzüge, JbO, 1970
  • Johannes Glur: Die Liebe und Leiden eines Frsichärlers, Habblützel, 1845


Dieser Text wurde von Langenthals ehemaligem Stadtchronisten Simon Kuert verfasst.


Bild:
Langenthaler Freischarenzüge

Langenthaler Freischarenzüge