Marti Friedrich, Müller
Friedrich Marti baute 1754-1759 das noch heute bestehende barocke Gebäude der „alten Mühle“ in Langenthal. Das Gebäude spiegelt den Reichtum des damals begütertsten Langenthalers. Er wurde am 17. Juli 1712 in Langenthal getauft. Er war der Sohn des Felix Marti und der Barbara, geborene Blau. Vater Felix Marti stammte aus Thörigen und hatte Maria Uebersax, die Tochter des Felix Uebersax, geheiratet. Felix Uebersax ist der Begründer der Müllerdynastie Uebersax- Marti und war der erste, welcher als Unternehmer den Müllereibetrieb führte. Ein Klosterurbar von St. Urban aus dem Jahre 1628 erwähnt ihn und die Mühleliegenschaft. Tochter Maria Uebersax hatte Felix Marti von Thörigen geheiratet und die Mühle ging später an dessen Sohn Felix Marti-Blau, den Vater von Friedrich, über. Friedrich wuchs also in der Mühle in Langenthal auf. Er habe die Mühle 1731 von seinem Vater übernommen, schreibt Friedrich in einem autobiographischen Bericht. Er liess den alten Bau abreissen und plante den heutigen, herrschaftlichen nach Süden ausgerichteten Steinstock in stilreinem Barock.
Am 26. Weinmonat 1757 liess er aufrichten. 700 Fuder Stein und Holz hätten Freunde und Nachbarn zugeführt und ein begabter Maurermeister leitete anschliessend die drei Jahre dauernden Arbeiten. Die Jahrzahl 1759, die über dem Haupteinang eingemeisselt ist, bedeutete wohl den Abschluss der Steinmetzarbeiten.
Friedrich Marti war zunächst mit Kathrin Stalder von Sumiswald verheiratet. Innerhalb von 15 Jahren schenkte sie ihm sieben Söhne und fünf Töchter. Sie starb bei der Geburt der letzten Tochter 1747. Bereits ein Jahr später heiratete er Anna Barbara Schmid, die Tochter des Kronenwirts von Aarburg. Sie gebar ihm nach 1771 noch weitere sechs Kinder (Jakob, Andreas, Johannes, David, Maria und Elisabeth).
Als der Vater 1785 starb, waren die Kinder aus zweiter Ehe noch minderjährig. Doch für sie war gesorgt, schliesslich war der Vater dank seiner umsichtigen Geschäftstätigkeit und seinem Vermögen der reichste Langenthaler der Zeit.
Ein umfangreicher Teilungsvertrag regelte die Vermögensverhältnisse, die Mutter musste den Weiterbetrieb der Mühle verantworten (verpachten) bis schliesslich 1809 Jakob Marti, der älteste Sohn aus zweiter Ehe den Betrieb übernahm. Er hatte ihn bereits 1793-1795 geführt.
Literatur:
Die Mühle Langenthal, 1224-1995
Dieser Text wurde vom ehemaligen Langenthaler Stadtchronisten Simon Kuert zusammengestellt.
Bild:
Ausschnitt aus dem autobiographischen Bericht Friedrich Martis vom 27. Oktober 1757.