Die Hospites in Langenthal; Handwerk im Mittelalter
1319 werden in einem Vertrag die Zehntverhältnisse in Langenthal geregelt. Dabei wird auch deutlich, dass für das Seelenheil der Langenthaler im Mittelalter zwei Klöster zuständig waren (Thunstetten und St. Urban).
Der Vertrag von 1319 stellt fest, dass alle Bewohner des Dorfgebietes von „Langathon“ dazu verpflichtet sind, der Kirche Thunstetten all das zu leisten, was diese aufgrund ihrer Pfarreirechte zu fordern hat. Auch haben sie in der Kirche Thunstetten alle Sakramente zu empfangen.
Hospites
Die Ausnahme sind 14 Hospites, die in ihren Wohnungen und Werkstätten auf dem alten, zur Kirche auf dem Geissberg gehörenden Kirchengut (Widem) wohnen.
Wer sind diese Hospites?
Die Urkunde nennt sie. Unter anderem: Rudolf von Richerswil, faber, d.h. Werkmann, Schmied oder Wagner. Dann Ulrich, genannt der Wurer (der mit der Wuhr, der Wässerung zu tun hat), Johannes, genannt Kaltsmit (Schmied?), Cunzinus, ligator vasorum (Fassbinder, Küfer), Hugo, genannt Bannart (Bannwart) Heinrich, genannt Koler (Köhler), Ulrich, genannt Siler (Seiler), Niklaus, carpentarous (Zimmermann). Diese 14 Familien, die in der Urkunde genannt werden, gehören mit ihren Nachkommen zur Kirche „Langathon“.
J.R. Meyer meint, dass es sich bei diesen Hospites um Leute handelte, die nicht von Alters her zur Dorfgemeinschaft gehörten, vielmehr vom Kloster St. Urban als Handwerker und Dienstleute auf dem ursprünglichen Kirchengut (das Eberhard von Grünenberg St. Urban 1224 geschenkt hatte) angesiedelt wurden. Was es genau mit diesen Hospites auf sich hat, müsste in der Forschung neu geklärt werden. Klar ist, dass uns die erwähnte Urkunde, die in den Fontes Rerum Bernensium, im Band V als Nr.76 abgedruckt ist, darauf hinweist: Es gab um 1319 um die Kirche herum etwas wie ein handwerkliches Zentrum mit einem Schmied und Wagner, einem Zimmermann, einem Küfer und Seiler: Handwerker, die im Dienste des Klosters im Raume Langenthal wirkten, sich am Aufbau des Dorfes beteiligten und in der nahen Kirche die Sakramente empfangen durften.
Literatur:
J. R. Meyer: Kleine Geschichte Langenthals, 1961
Dieser Text wurde von Langenthals ehemaligem Stadtchronisten Simon Kuert verfasst.
Bild: Zimmermann im Mittelalter. Quelle: Planet-Wissen.de