Rech Ernst, Flugpionier

Am 3. Mai 1913 verbreitete ein Extrablatt des Oberaargauer Tagblattes die Meldung, dass Ernst Rech, Fluglehrer in Dübendorf, mit seiner Kunkler-Flugmaschine beim Aufstieg in einen Wirbelwind geraten sei und mit dem Flugzeug aus einer Höhe von 100 Metern abgestürzt sei. Der Pilot sei schwer verletzt ins Kantonsspital Zürich transportiert worden. Rechs Leben konnte nicht mehr gerettet werden.

Wer war dieser Ernst Rech?
Geboren wurde er am 11. August 1891 in Langenthal als Sohn des Weinhändlers Ernst Eduard Rech und der Rosalin Rech-Steiner. In Langenthal wuchs er auf und besuchte die Schulen. Schon früh begann er zu düfteln und interessierte sich besonders für die Aviatik. Im Kreuzhof fand er in einem Keller eine erste Werkstätte. Er konnte am 1892 gegründeten Technikum in Burgdorf technische Studien machen und experimentierte bereits als 19-jähriger mit einem selbstgebauten „Aviatiker Davoser“ entlang der Eisenbahnstrasse. Später verlegte er seine Experimente in die Kaltenherberge. In Dübendorf baute er noch 1910 einen neuen Eindecker, den er im Herbst 1910 in Bern an den Flugtagen vorführte.

Die Rekrutenschule 1911 absolvierte er als Ballonpionier. Eine Typhuserkrankung hinderte ihn an der Fortsetzung seiner Flugversuche. Erst 1912 baute er sein drittes Flugzeug, einen Eindecker mit über 30 PS. Das neue Flugzeug war in der Lage, eine Geschwindigkeit von 95 km/h zu erzielen. Rech erlangte in diesem Jahr auch das Pilotenbrevet, er gehörte damit zu den ersten 30 Schweizern, denen dieses Brevet verliehen wurde. Am 26. November 1912 startete Rech zu einem ersten grossen Fernflug von Dübendorf nach Langenthal und Bern und stellte dabei mit 63 Kilometern Flug einen neuen Schweizerrekord auf.

Im Zuge der Erfolge Rechs wurden in der Region verschiedene Flugtage durchgeführt, so in Olten und Wangen und am 30. März 1913 auch in Langenthal. Dabei wagten sich auch erstmals verschiedene Langenthaler in die Lüfte, denn Rech bot bereits Passagierflüge an.

Rech wurde 1912 in Dübendorf  Fluglehrer und die deutsche Militärverwaltung bot ihm die Leitung ihrer Militärflugschule an, das mit 22 Jahren. Aus den Plänen wurde nichts. Rech erlag am 3. Mai 1913 den Verletzungen seines Absturzes (vgl. Eingangsnotiz).


Literatur:
Hans Stark: Flugpionier Ernst Rech, 1891-1913, Jahrbuch des Oberaargau, 1963


Dieser Text wurde vom ehemaligen Langenthaler Stadtchronisten Simon Kuert zusammengestellt.


Bild:
Flugtag im Langenthaler Hardquartier (unmittelbar nördlich des Bahnhofs) am 30.März 1913: Die Maschine, mit der Ernst Rech einen Monat später abstürzte. Am Steuerknüppel sitzt möglicherweise ein anderer Pilot. Links das frühere Bürohaus von Hector Egger. Hinter den nicht sichtbaren Bahngleisen die Dächer des alten Amtshauses (Kantonalbank) und der früheren Weinhandlung Grossenbacher.

Flugtag im Langenthaler Hardquartier